In den Augen der meisten Menschen werden wir als, sagen wir mal „wunderlich“ angesehen, so viel Geld in eine profane Stereoanlage zu investieren? Bissige Kommentare auf YouTube zu Videos über hochwertiges HiFi lese ich mittlerweile eher amüsiert, "bekehren" kann man diese Leute mit ihren Vorurteilen sowieso nicht. Höchstwertiger Klang ist sicherlich eine Sucht und eine kostspielige dazu, wenn man eine Highend-Anlage aufbauen will. Bei mir dauert diese Sucht fast mein ganzes Leben, ich habe schon fasziniert als 10-jähriger Tubular Bells von Mike Oldfield über Kopfhörer auf dem Plattenspieler meiner Schwester gehört und war begeistert. Von Highend war das natürlich weit entfernt aber für meine Ohren damals faszinierend.
In diesem Umstand liegt der Suchtfaktor begründet. Was für mich damals unglaublich gut klang, würde mir heute vermutlich ein kaltes Grausen bescheren. Das Gehör gewöhnt sich an schöneren Klang immer recht schnell und je besser die Kette spielt, desto feinsinniger reagiert es auf allerfeinste Änderungen. Leider wird die Luft nach oben immer dünner und gerade die letzten Prozent sind meist nicht mehr bezahlbar oder man muss sehr akribisch suchen, um bezahlbare Lösungen zu finden. Dadurch bleibt das Hobby spannend und ich hoffe, mein Gehör spielt noch lange Zeit mit.
Ab und zu habe ich mal Freunde / Bekannte / Kunden zu Hause, die gerne mal in meine Kette reinhören möchten. Alle, ohne Ausnahme, waren sehr beeindruckt und konnten verstehen, dass man Musikhören als Hobby betreiben kann. Bei Interesse kontaktieren Sie mich.
High End ist ein einsames Hobby, da es in normalen Wohnräumen nur einen Sitzplatz gibt, wo der Klang ideal ist. Scheinbar gibt es daher in unzähligen Internetforen erbitterte "Grabenkämpfe", was das Beste sei, da ja jeder nur subjektiv den Klang seiner Anlage beurteilen kann. Ähnlich wie in der Fotografie meinen viele, immer wieder das Neuste und vermeintlich Beste kaufen zu müssen. Oftmals stellen sie dann fest, dass die neue Kamera auch keine besseren Bilder macht oder der neue Verstärker auch nicht schöner klingt. Ich ticke da ein wenig anders und für mich steht immer die (subjektiv) wahrnehmbare Qualität im Vordergrund. Bei Bildern ist das noch recht einfach, wenn meine Kunden (und ich) von den Bildern begeistert sind, scheint die Ausrüstung ja ihren Zweck zu erfüllen. Bei der Musik sind meine Ohren der Maßstab und nur mein Empfinden zählt. Ich hatte vor Jahren einen Freund zuhause, der die neuen Bullfrogs hören wollte. Sein Kommentar werde ich nicht vergessen und er zeigt, dass es nicht "die" beste Anlage geben kann: "Wenn ich so eine Anlage hätte, würde ich jeden Abend davorsitzen und Musik hören. Allerdings wird es auch Leute geben, denen das zu viel ist, man wird vom Klang ja förmlich erschlagen."
Noch ein Wort zu AB-Vergleichen: Wie weiter oben bereits mehrmals erwähnt, brauchen die Dinge oft Zeit. Neben dem Einspielen scheinen noch weitere Faktoren eine Rolle zu spielen. Ganz früher habe ich oft Teile oder die ganze Anlage durch die Gegend gefahren, um auf unseren zahlreichen Feten für Musik zu sorgen. Wenn alles wieder sorgsam an seinem Platz stand und ein kurzer Soundcheck lief, war ich oft über den miesen Klang verwundert. Warum auch immer, mit jedem Tag wurde es wieder besser und nach ein paar Tagen klang es wieder wie gewohnt. Das beobachte ich auch bei gebraucht gekauften Artikeln, die sicherlich eingespielt sind. AB-Vergleiche mache ich gerne nochmal, wenn ich mich an den Klang des neuen Kabel, Zubehör oder Gerät gewöhnt habe und fast schon vergessen habe, wie es vorher klang. Wie? Mit diesem Klang habe ich vorher zufrieden und glücklich gehört? Kaum zu glauben, aber ...
Es ist relativ egal für einen selbst, wie gut objektiv die Anlage klingt, sie sollte subjektiv gut klingen. Mein alter Mazda MX-5 kommt mir subjektiv mit seinen 115 PS bei gut 900 kg Leergewicht sportlich vor. Wer ein modernes Elektroauto fährt, würde sich in meinem Auto vermutlich fühlen, wie ich in einer Ente. Aber egal, ich fahre dieses Auto extrem gerne und ich habe ja keinen Vergleich.
Ich weiß natürlich, dass es bestimmt noch deutlich besser klingende Anlagen gibt aber mit denen höre ich ja nicht. Für mein Gehirn ist der Status Quo der beste Klang und das ist gut so! Ich erinnere mich noch gerne an meine Zeit in Berlin 1991-93 mit meinem Sony-Verstärker, dem ITT CD-Spieler und Focal Onyx Boxen. Mehr oder weniger alleine lebend (2er WG) habe ich unzählige Musikabende gemacht und war total glücklich mit dem Klang. Mein Gehirn kannte nichts besseres. Gerne würde ich die Anlage von damals heute nochmal unter den damaligen Bedingungen hören, ich wäre vermutlich total enttäuscht. Aber damals hat es enormen Spaß gemacht und deshalb ist jede Anlage so gut, wie man sie selber wahrnimmt - subjektiv betrachtet.
Wirkliche Fortschritte gab in den letzten Jahren meiner Meinung nach hauptsächlich in der Digitaltechnik. USB- und SPDIF-Kabel, ReClocker, ASIO-Treiber, Wandler etc. werden permanent weiterentwickelt und auch bezahlbarer. Das gleiche gilt für CD-Spieler bzw. CD-Laufwerke. Hier lohnt es sich tatsächlich, ab und an nach bezahlbaren Alternativen zu suchen. Für einen selbst, der den Klang der eigenen Kette extrem gut kennt, können vermeintlich kleine Verbesserungen eine Welt bedeuten. Nur das zählt! Für einen Außenstehenden, der die Anlage und die Musik nicht oder nicht gut kennt, sind diese Unterschiede vielleicht völlig belanglos oder gar nicht wahrnehmbar.
Ich lese nach wie vor ein paar HiFi-Zeitschriften (Hörerlebnis, fairaudio etc.), stöbere in Foren, besuche ab und an Messen und halte mich auf dem Laufenden. Neues kaufe ich nur noch nach ausführlichem Test in meiner Anlage. Ich lasse mir auch nichts einreden sondern "vertraue" nur meinen Ohren. Jeder empfindet Musik unterschiedlich und der eigene Klang sollte der eigenen Empfindung möglichst nahe kommen, also wie klingt es für mich am besten. Da kann der Verkäufer Kabel XY als ja soviel besser als mein verwendetes darstellen. Wenn es mir nicht gefällt bzw. nicht zur Anlage passt, ist es nichts für mich.